Auch hier gibt es für Euch ein paar Textauszüge zum Buch. ACHTUNG SPOILERALARM!!
Marces runzelte die Stirn und setzte sich: »Sie ist nicht gefährlich, wenn Ihr das meint. Sie ist einfach nur naiv. Naja und ein Dickschädel, aber ...«
»Aber was? Du denkst also nicht, dass sie so weit gehen würde, sich Daamien anzuschließen? Ich glaube, du unterschätzt sie, mein Lieber, und genau das ist das Problem. Ich werde keine weiteren Eskapaden dulden! Hast du mich verstanden?«, entgegnete Garushin zornig.
Marces senkte den Kopf. »Ich denke nicht, dass sie sich gegen Euch stellen wird, Eure Hoheit!« Garushin trommelte mit den Fingern auf seiner Lehne
herum. »Marces, Marces. Hat sie dein Herz so unter Kontrolle? Wo ist mein schlauer Kopf geblieben? Hast du vergessen, wie ich dich aufgenommen habe, als du nichts mehr hattest. Wie ich dir zu essen gab, eine Familie
und all die Möglichkeiten? Wie ich dich alles gelehrt, dir die Welt gezeigt habe? Ohne mich wärst du nur noch Staub in der Wüste. Du solltest dankbar sein für das, was ich dir gegeben habe und meine Meinung nicht infrage
stellen. Cara ist und bleibt eine Gefahr, die wir mit allen Mitteln bändigen müssen. Wenn wir schon ein Schachspiel mit Daamien spielen müssen, dann nach unseren Bedingungen und mit unseren Figuren. Deine kleine Cara macht sich sehr schön als Bauer.«
»Verzeiht, wenn ich Euch gekränkt habe. Ich bin Euch natürlich zu tiefstem Dank verpflichtet. Ich werde tun, was Ihr verlangt.«, antwortete Marces devot.
Garushin schmunzelte zufrieden. »Das ist die Einstellung, die ich von dir sehen möchte.«
Die Karte zeigte einen Fluss und mehrere Hügel oder Berge. Neben den Worten ›fliegende Schlange aus Eis‹ standen noch mehrere seltsame Namen. Wahrscheinlich Ortsnamen oder Straßen. Die nächste Seite zeigte eine weitere Karte. Detaillierter als die erste, aber angelehnt an jene. Auf dieser Seite schien ein Weg eingezeichnet, den man nehmen sollte, um zu einem
›klooster‹ zu kommen. Diese Seite war eindeutig in Niederländisch geschrieben und schien von Anzul eigenhändig gezeichnet worden zu sein. Was genau man in diesem Kloster finden sollte, stand allerdings nicht
darauf. Darunter war ein Gekritzelt aus Zahlen und Worten. Die Worte waren einmal in indianisch und einmal in Lautschrift geschrieben zu sein. Ein absolutes Wirrwarr, das ich unmöglich alleine entziffern konnte.
Auf der letzten Seite folgte die Zeichnung des Labyrinths mit dem seltsamen Spruch: Wenn du dich selbst von allem befreien willst, musst du zunächst jene befreien, die es ohne Hilfe von anderen nicht schaffen. Was um Himmels Willen hat Anzul gesucht? Wer ist in diesem Labyrinth versteckt?
Ich fuhr mit den Fingern über die Seiten, in der Hoffnung irgendeine Eingebung zu bekommen. Was sollten diese ganzen Worte und Zahlen bedeuten? Ich drehte die Seiten einige Male nach links und rechts um.
Itomni tho ... Was sollte das denn heißen? Ob dies ebenfalls indianisch war? Itomni. Seltsam. Neben den Worten entdeckte ich die Ziffern eins bis vier. Die eins bei Itomni. Die zwei bei ku. Eine Reihenfolge? Ich wandte meinen Blick von der Seite ab und grübelte. Wenn man die Worte der Reihenfolge nach aussprach ... Was würde dann wohl passieren?
Sollte ich das wirklich tun? Hatte ich noch etwas zu verlieren?
»Itomni ku Mahpiya tho«, flüsterte ich leise. Eine Sekunde später verschwamm alles vor meinen Augen. Um mich herum wurde es schwarz wie die Nacht. Ein kalter Schleier hüllte mich ein. Dieses Gefühl ließ mich nur langsam wieder los. Als die Konturen endlich zu erkennen waren, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich stand erneut in Niels Zelle. Die dunklen Mauersteine. Das kleine Fenster mit Gitterstäben. Seine Pritsche. Und dieser Geruch – Niel. War das möglich? Aber wo war er? »Niel?«, flüsterte ich, wobei ich mich selbst erschrak, dass ich reden konnte. Keine Schmerzen, kein Druck auf der Brust. Wie hatte ich das gemacht? Konnte das möglich
sein? War es eine Illusion? Wo war Niel?
Er lief grummelnd davon und rempelte dabei fast Daamien um, der sich zu meinem Unmut als nächster zu mir gesellte. »Hast du noch eine deiner grandiosen Anweisungen gegeben? Nicht dass mich die Sache zwischen dir und Partu etwas angeht. Aber das du meine Familie da mit
reinziehst...«, begann er das Gespräch.
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst«, konterte ich.
»Du weißt genau, was ich meine. Du hast Varush gebeten
in die Wache einzutreten«, erwiderte Daamien. »Du
bringst meinen Sohn in Gefahr. Das werde ich nicht dulden.«
»Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich ihn nicht gezwungen. Er ist freiwillig nach Gough zurückgekehrt.«, antwortete ich patzig. »Du solltest dich lieber mit Tamilia unterhalten. Sie wird dir sicherlich gern berichten, wie gut
er sich macht.« Daamien schüttelte missmutig den Kopf. »Du bist
genauso wie er. Berechnend und kalt. Macht es dir Spaß
ihr Spiel mitzuspielen?«
»Ich spiele nicht ihr Spiel!«, antwortete ich, grinste ihn
kurz an und verließ ihn. Daamien ließ ich mit einem
fragenden Blick zurück.
Als er den Schleier über ihren Kopf nach hinten gelegt hatte, blickte er sie zufrieden an. Aber was er sah, wandelte seine Freude von einer Sekunde zur nächsten in Wut. Sein Blick erstarrte. Sein Kopf wurde rot.
»Das ist nicht möglich!«, schrie er. »Lilly!«
Lilly hob den Kopf und strahlte ihn überglücklich an. Sie und Marces - für ewig vereint. Es war perfekt. Sie trat vorsichtig an ihn heran und wollte ihm einen
Kuss geben, aber Marces stieß sie hart beiseite. Er brüllte sie an: »Was denkst du dir eigentlich dabei?« Er hatte sich tatsächlich täuschen lassen. Das war nicht möglich. Er war cleverer als Cara, oder etwa nicht?
Während Lilly versuchte Marces zu beruhigen, verfielen die Unsterblichen in Panik. Tassi und Geremon verließen so schnell sie konnten den Raum, während Nircha und ihr Gefolge zu Lilly nach vorn traten und alle gleichzeitig
auf sie einredeten. Garushin hatte sich unterdessen seiner Tochter zugewandt. »Sucht sie! Sie kann nicht weit sein.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«, zeterte Tamilia, die sich sofort zu ihren Wachen begab und dabei weiter vor sich hin murmelte: »Sie wagt es sich uns zu widersetzen?«
»Das wird sie bitter bereuen!«, flüsterte Garushin vor sich hin, während er versuchte die Fassung zu bewahren. Er hatte alle Mühe damit sich einzugestehen, dass Cara ihm einen Schritt voraus war. Was hatte sie vor?
Er grummelte: »Ich hätte dich gleich töten sollen«, und trat zu Marces, Lilly, Nircha und ihrem Gefolge nach vorn den Altar. Lilly wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah. In ihren Augen hatte sie genau das Richtige
getan, aber alle um sie herum redeten auf sie ein, als hätte sie gegen ein Gesetz verstoßen. Als Garushin vor sie trat, senkte sie den Kopf und
verbeugte sich. »Eure Hoheit, es tut mir leid. Aber meine
Gefühle haben mir keine andere Wahl gelassen. Ich liebe Marces.«
Garushin packte sie daraufhin am Hals und zog sie an sich heran. Lilly bekam kaum Luft. Auch wenn er sie am liebsten direkt getötet hätte, drückte er nur kurz zu, damit sie seine Macht spüren konnte. Sie schrie vor Schmerz
auf. Als er sie wieder losließ, brach Lilly vor Schwindel zusammen. Keton und Dabu fingen sie auf, während sich Nircha zwischen Lilly und Garushin stellte. »Lass meine Schwester in Ruhe. Sie ist unschuldig. Cara ist Schuld an
dem Ganzen!«
Varush lief zu ihr und verbeugte sich. »Eure Hoheit.«
Er wartete, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, auf ihre Erlaubnis um sich wieder zu erheben.
»Das reicht«, antwortete sie. »Du willst dich also bei mir bewerben?«
Varush erhob sich wieder und blickte sie an. »Ja. Eure Hoheit. Ich möchte in Eure Dienste treten, um von Euch zu lernen.«
Tamilia grinste. »Weiß dein Vater davon?«
»Ja.«, antwortete Varush kurz. Er wusste nicht so recht, ob er ausführlicher antworten sollte.
»Was hält er davon?«, hakte Tamilia nach.
»Nichts, Eure Hoheit. Er sagte, ich sei noch nicht bereit dazu. Aber ich werde es ihm beweisen, wenn ich darf«, entgegnete Varush entschlossen.
Tamilia runzelte die Stirn. »Ich würde ja sagen. Er hat
dich geschickt um ein Auge auf Niel zu haben. Hm?« Varush schüttelte den Kopf. »Nein.« Tamilia erhob mahnend den Finger, um ihm klar zu
machen, dass sie ihm nicht glaubte. Varush überlegte einen Moment, was er darauf antworten sollte. Wie konnte er sie noch überzeugen?
Da fiel ihm sein Handy ein. »Er wollte es mir untersagen.
Aber ich habe mein Handy ausgeschaltet, damit er mich nicht weiter nervt.«
Er holte sein Handy heraus und schaltete es wieder an. Im selben Moment rappelte es und zeigte vier Mailbox-Nachrichten an. Er lief zu Tamilia und übergab ihr das Handy. Sie wählte die Mailbox-Nummer und hörte sich die Nachrichten an. Varush wusste nicht, was sein Vater ihm darauf gesprochen hatte, aber Tamilia schienen die Nachrichten sichtlich zu gefallen. Ihr Lächeln wurde immer breiter. Als sie die letzte Nachricht abgehört hatte, trat sie vor
Varush und gab ihm das Handy zurück.
»Lass es an. Aber geh nicht ran. Er soll doch schließlich wissen, was du von ihm hältst«, sagte sie zu ihm, bevor sie Gilion herbeirief: »Gilion.«
»Eure Hoheit!«, erwiderte dieser, als er zu ihnen trat.
»Bring unseren neuen Rekruten in den Gemeinschaftssaal und stell ihm alle vor. Danach wirst du ihn einkleiden und mit zum Kampftraining nehmen«, sagte sie zu Gilion, bevor sie sich ein letztes Mal an Varush wandte.
»Willkommen in der Wache. Ich hoffe, du hast ein wenig Ausdauer und Kraft mitgebracht. Das Training bei uns ist hart.«
»Aber was? Du denkst also nicht, dass sie so weit gehen würde, sich Daamien anzuschließen? Ich glaube, du unterschätzt sie, mein Lieber, und genau das ist das Problem. Ich werde keine weiteren Eskapaden dulden! Hast du mich verstanden?«, entgegnete Garushin zornig.
Marces senkte den Kopf. »Ich denke nicht, dass sie sich gegen Euch stellen wird, Eure Hoheit!« Garushin trommelte mit den Fingern auf seiner Lehne
herum. »Marces, Marces. Hat sie dein Herz so unter Kontrolle? Wo ist mein schlauer Kopf geblieben? Hast du vergessen, wie ich dich aufgenommen habe, als du nichts mehr hattest. Wie ich dir zu essen gab, eine Familie
und all die Möglichkeiten? Wie ich dich alles gelehrt, dir die Welt gezeigt habe? Ohne mich wärst du nur noch Staub in der Wüste. Du solltest dankbar sein für das, was ich dir gegeben habe und meine Meinung nicht infrage
stellen. Cara ist und bleibt eine Gefahr, die wir mit allen Mitteln bändigen müssen. Wenn wir schon ein Schachspiel mit Daamien spielen müssen, dann nach unseren Bedingungen und mit unseren Figuren. Deine kleine Cara macht sich sehr schön als Bauer.«
»Verzeiht, wenn ich Euch gekränkt habe. Ich bin Euch natürlich zu tiefstem Dank verpflichtet. Ich werde tun, was Ihr verlangt.«, antwortete Marces devot.
Garushin schmunzelte zufrieden. »Das ist die Einstellung, die ich von dir sehen möchte.«
Die Karte zeigte einen Fluss und mehrere Hügel oder Berge. Neben den Worten ›fliegende Schlange aus Eis‹ standen noch mehrere seltsame Namen. Wahrscheinlich Ortsnamen oder Straßen. Die nächste Seite zeigte eine weitere Karte. Detaillierter als die erste, aber angelehnt an jene. Auf dieser Seite schien ein Weg eingezeichnet, den man nehmen sollte, um zu einem
›klooster‹ zu kommen. Diese Seite war eindeutig in Niederländisch geschrieben und schien von Anzul eigenhändig gezeichnet worden zu sein. Was genau man in diesem Kloster finden sollte, stand allerdings nicht
darauf. Darunter war ein Gekritzelt aus Zahlen und Worten. Die Worte waren einmal in indianisch und einmal in Lautschrift geschrieben zu sein. Ein absolutes Wirrwarr, das ich unmöglich alleine entziffern konnte.
Auf der letzten Seite folgte die Zeichnung des Labyrinths mit dem seltsamen Spruch: Wenn du dich selbst von allem befreien willst, musst du zunächst jene befreien, die es ohne Hilfe von anderen nicht schaffen. Was um Himmels Willen hat Anzul gesucht? Wer ist in diesem Labyrinth versteckt?
Ich fuhr mit den Fingern über die Seiten, in der Hoffnung irgendeine Eingebung zu bekommen. Was sollten diese ganzen Worte und Zahlen bedeuten? Ich drehte die Seiten einige Male nach links und rechts um.
Itomni tho ... Was sollte das denn heißen? Ob dies ebenfalls indianisch war? Itomni. Seltsam. Neben den Worten entdeckte ich die Ziffern eins bis vier. Die eins bei Itomni. Die zwei bei ku. Eine Reihenfolge? Ich wandte meinen Blick von der Seite ab und grübelte. Wenn man die Worte der Reihenfolge nach aussprach ... Was würde dann wohl passieren?
Sollte ich das wirklich tun? Hatte ich noch etwas zu verlieren?
»Itomni ku Mahpiya tho«, flüsterte ich leise. Eine Sekunde später verschwamm alles vor meinen Augen. Um mich herum wurde es schwarz wie die Nacht. Ein kalter Schleier hüllte mich ein. Dieses Gefühl ließ mich nur langsam wieder los. Als die Konturen endlich zu erkennen waren, zuckte ich erschrocken zusammen. Ich stand erneut in Niels Zelle. Die dunklen Mauersteine. Das kleine Fenster mit Gitterstäben. Seine Pritsche. Und dieser Geruch – Niel. War das möglich? Aber wo war er? »Niel?«, flüsterte ich, wobei ich mich selbst erschrak, dass ich reden konnte. Keine Schmerzen, kein Druck auf der Brust. Wie hatte ich das gemacht? Konnte das möglich
sein? War es eine Illusion? Wo war Niel?
Er lief grummelnd davon und rempelte dabei fast Daamien um, der sich zu meinem Unmut als nächster zu mir gesellte. »Hast du noch eine deiner grandiosen Anweisungen gegeben? Nicht dass mich die Sache zwischen dir und Partu etwas angeht. Aber das du meine Familie da mit
reinziehst...«, begann er das Gespräch.
»Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst«, konterte ich.
»Du weißt genau, was ich meine. Du hast Varush gebeten
in die Wache einzutreten«, erwiderte Daamien. »Du
bringst meinen Sohn in Gefahr. Das werde ich nicht dulden.«
»Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich ihn nicht gezwungen. Er ist freiwillig nach Gough zurückgekehrt.«, antwortete ich patzig. »Du solltest dich lieber mit Tamilia unterhalten. Sie wird dir sicherlich gern berichten, wie gut
er sich macht.« Daamien schüttelte missmutig den Kopf. »Du bist
genauso wie er. Berechnend und kalt. Macht es dir Spaß
ihr Spiel mitzuspielen?«
»Ich spiele nicht ihr Spiel!«, antwortete ich, grinste ihn
kurz an und verließ ihn. Daamien ließ ich mit einem
fragenden Blick zurück.
Als er den Schleier über ihren Kopf nach hinten gelegt hatte, blickte er sie zufrieden an. Aber was er sah, wandelte seine Freude von einer Sekunde zur nächsten in Wut. Sein Blick erstarrte. Sein Kopf wurde rot.
»Das ist nicht möglich!«, schrie er. »Lilly!«
Lilly hob den Kopf und strahlte ihn überglücklich an. Sie und Marces - für ewig vereint. Es war perfekt. Sie trat vorsichtig an ihn heran und wollte ihm einen
Kuss geben, aber Marces stieß sie hart beiseite. Er brüllte sie an: »Was denkst du dir eigentlich dabei?« Er hatte sich tatsächlich täuschen lassen. Das war nicht möglich. Er war cleverer als Cara, oder etwa nicht?
Während Lilly versuchte Marces zu beruhigen, verfielen die Unsterblichen in Panik. Tassi und Geremon verließen so schnell sie konnten den Raum, während Nircha und ihr Gefolge zu Lilly nach vorn traten und alle gleichzeitig
auf sie einredeten. Garushin hatte sich unterdessen seiner Tochter zugewandt. »Sucht sie! Sie kann nicht weit sein.«
»Das kann doch nicht wahr sein!«, zeterte Tamilia, die sich sofort zu ihren Wachen begab und dabei weiter vor sich hin murmelte: »Sie wagt es sich uns zu widersetzen?«
»Das wird sie bitter bereuen!«, flüsterte Garushin vor sich hin, während er versuchte die Fassung zu bewahren. Er hatte alle Mühe damit sich einzugestehen, dass Cara ihm einen Schritt voraus war. Was hatte sie vor?
Er grummelte: »Ich hätte dich gleich töten sollen«, und trat zu Marces, Lilly, Nircha und ihrem Gefolge nach vorn den Altar. Lilly wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah. In ihren Augen hatte sie genau das Richtige
getan, aber alle um sie herum redeten auf sie ein, als hätte sie gegen ein Gesetz verstoßen. Als Garushin vor sie trat, senkte sie den Kopf und
verbeugte sich. »Eure Hoheit, es tut mir leid. Aber meine
Gefühle haben mir keine andere Wahl gelassen. Ich liebe Marces.«
Garushin packte sie daraufhin am Hals und zog sie an sich heran. Lilly bekam kaum Luft. Auch wenn er sie am liebsten direkt getötet hätte, drückte er nur kurz zu, damit sie seine Macht spüren konnte. Sie schrie vor Schmerz
auf. Als er sie wieder losließ, brach Lilly vor Schwindel zusammen. Keton und Dabu fingen sie auf, während sich Nircha zwischen Lilly und Garushin stellte. »Lass meine Schwester in Ruhe. Sie ist unschuldig. Cara ist Schuld an
dem Ganzen!«
Varush lief zu ihr und verbeugte sich. »Eure Hoheit.«
Er wartete, wie er es von seinem Vater gelernt hatte, auf ihre Erlaubnis um sich wieder zu erheben.
»Das reicht«, antwortete sie. »Du willst dich also bei mir bewerben?«
Varush erhob sich wieder und blickte sie an. »Ja. Eure Hoheit. Ich möchte in Eure Dienste treten, um von Euch zu lernen.«
Tamilia grinste. »Weiß dein Vater davon?«
»Ja.«, antwortete Varush kurz. Er wusste nicht so recht, ob er ausführlicher antworten sollte.
»Was hält er davon?«, hakte Tamilia nach.
»Nichts, Eure Hoheit. Er sagte, ich sei noch nicht bereit dazu. Aber ich werde es ihm beweisen, wenn ich darf«, entgegnete Varush entschlossen.
Tamilia runzelte die Stirn. »Ich würde ja sagen. Er hat
dich geschickt um ein Auge auf Niel zu haben. Hm?« Varush schüttelte den Kopf. »Nein.« Tamilia erhob mahnend den Finger, um ihm klar zu
machen, dass sie ihm nicht glaubte. Varush überlegte einen Moment, was er darauf antworten sollte. Wie konnte er sie noch überzeugen?
Da fiel ihm sein Handy ein. »Er wollte es mir untersagen.
Aber ich habe mein Handy ausgeschaltet, damit er mich nicht weiter nervt.«
Er holte sein Handy heraus und schaltete es wieder an. Im selben Moment rappelte es und zeigte vier Mailbox-Nachrichten an. Er lief zu Tamilia und übergab ihr das Handy. Sie wählte die Mailbox-Nummer und hörte sich die Nachrichten an. Varush wusste nicht, was sein Vater ihm darauf gesprochen hatte, aber Tamilia schienen die Nachrichten sichtlich zu gefallen. Ihr Lächeln wurde immer breiter. Als sie die letzte Nachricht abgehört hatte, trat sie vor
Varush und gab ihm das Handy zurück.
»Lass es an. Aber geh nicht ran. Er soll doch schließlich wissen, was du von ihm hältst«, sagte sie zu ihm, bevor sie Gilion herbeirief: »Gilion.«
»Eure Hoheit!«, erwiderte dieser, als er zu ihnen trat.
»Bring unseren neuen Rekruten in den Gemeinschaftssaal und stell ihm alle vor. Danach wirst du ihn einkleiden und mit zum Kampftraining nehmen«, sagte sie zu Gilion, bevor sie sich ein letztes Mal an Varush wandte.
»Willkommen in der Wache. Ich hoffe, du hast ein wenig Ausdauer und Kraft mitgebracht. Das Training bei uns ist hart.«