Auch ein paar Textauszüge aus Traum oder Wirklichkeit? möchten wir Euch nicht vorenthalten
Ich stand in einem kleinen Raum. Der Fußboden war mit einem Teppich belegt. Der Raum selbst mit vielen Blumen geschmückt. Ich roch den sanften Duft der Rosen. Fühlte den weichen Boden unter mir. Vor mir lag eine weiße Tür. Ich stieß sie auf und ein paar Glocken fingen an zu läuten. Ich konnte zunächst nichts erkennen, da der Raum im hellen Licht erstrahlte. Langsam gewöhnte ich mich an die Umgebung. Ich blickte nach links, ich blickte nach rechts und erkannte, dass ich in einer Kirche stand. Die Glocken spielten weiter. Ich blickte nach vorn und sah ihn – Marces. Er stand vor dem Altar in einem feinen Anzug. Er lächelte mich an und streckte die Hand nach mir aus. Ich kannte diesen Traum. Als ich mich erneut umblickte, standen in den Reihen wieder hunderte Menschen. Menschen, die ich kannte und Menschen, die mir fremd waren. Wieso schickst du mir diesen Traum noch einmal?
Was willst du?, fragte ich ihn. Und er rief mir zu. Komm zu mir! Heirate mich!
Ich zögerte. Starrte ihn und die Gäste an. Wollte ich das wirklich? Meine Hände streiften dabei unabsichtlich über meine Kleidung. Ich schrak zusammen, dann blickte ich an mir runter. Ich trug kein Kleid. Ich trug meine Schuppen – Ich war ich. Marces rief abermals nach mir. Aber ich reagierte nicht. Ich hatte die Wahl in einem Traum zu verharren oder in der Wirklichkeit neue Wege zu gehen. Traum oder Wirklichkeit? Was sollte ich wählen?
Obwohl ich immer noch ein wenig fröstelte. Er streichelte mir daraufhin sanft über den Arm. Damit mir wärmer würde. Ich sah ihn an und blickte ihm tief in die Augen. Eigentlich wollte ich nur noch einmal Danke sagen. Aber seine braunen, strahlenden Augen ließen mich verstummen. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Eine unglaubliche Wärme machte sich in mir breit. Mein Körper heizte sich auf. Ich hatte das Gefühl, als würde ich verbrennen. Was war das? Dieses Gefühl war so stechend, fast schmerzhaft. Es war nicht dieselbe Wärme, die stets von Marces ausging. Nicht die lodernde Flamme,
die mich einfing. Nein. Diese Flamme entbrannte in meinem Herzen. Wie ein Fieberschub, der sich in einem ausbreitet und einem mit einem sanften Nebelschleier umhüllt. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich auf einmal
alles um mich herum spüren. Seinen Atem auf meiner Haut. Jeden Luftzug der an mir vorbeihuschte. Und dann ist da plötzlich ein Moment zwischen den Fieberschüben in dem alles klar erscheint. In dem man das Gefühl hat die Wahrheit greifen zu können. Die Schmetterlinge die um einen fliegen sehen zu können. Sein schlagendes Herz auf seiner Hand spüren zu können. Ich vermochte nichts zu sagen. Was sollte ich auch? Ich schloss die Augen und
lauschte in den Wald, versuchte mich abzulenken und wieder klarer zu denken. Aber ich hörte nur unsere Herzen, wie sie langsam im gleichen Takt vor sich hin schlugen. Leise und sanft. Ich schmunzelte ein wenig.
Solch eine Harmonie. Ich fühlte mich das erste Mal seit langem wieder geborgen und vollkommen sicher. Als ich die Augen wieder öffnete, war sein Gesicht nur noch eine Handbreit von meinem entfernt. Er sah mich lächelnd
an, während er sich langsam zu mir beugte. Mein Herz raste. Die Flamme loderte heißer und heißer. Er kam
näher und ich spürte wie der Regen anfing auf meiner Haut zu verdampfen. Dann plötzlich ein Gedanke – Küss mich. Nur eine Sekunde lang und auf einmal berührten seine Lippen sanft die meinen. Dieser Geschmack. Diese
vollkommene Harmonie. Als er bemerkte, dass ich seinen Kuss erwiderte, zog er mich fest an sich und ich legte meine Hände auf seine Brust. Er glühte ebenfalls. Sein Verlagen nach mir wuchs mit jedem weiteren Kuss und
jeder Berührung. Seine Küsse wurden immer leidenschaftlicher und schließlich biss er mir sanft in die Lippe. Er wollte und konnte sich nicht mehr
zurückhalten. In jenem Moment war er einfach nur glücklich und ich – Ich konnte mich einfach nicht mehr kontrollieren. Als er seine Lippen wieder von meinen löste, flüsterte er leise: »Ich liebe dich!« Dabei fuhr er mit seiner Hand durch meine Haare. Im gleichen Moment zuckte ich erschrocken zusammen. Was hatte ich getan? Mein Kopf brummte, als mir klar wurde, was passiert war. Das konnte nicht sein. Nein. Ich schüttelte den Kopf. Was war nur los mit mir? Was hatte ich mir dabei gedacht? Was war mit Marces?
Ich löste mich mit einem heftigen Stoß aus seiner Umarmung und lief so schnell ich konnte zurück zum Haus. Ohne mich auch nur einmal umzudrehen. Wie konnte ich nur?, dachte ich bei mir. Wie konnte ich Marces betrügen? Mein Herz raste. Mein Puls war überall auf meinem Körper zu spüren. Das Atmen fiel mir mit jedem Schritt schwerer.
Tassi sprang auf und lief ein Stück übers Wasser: »Lass uns etwas versuchen. Wenn ich Recht habe und deine innere Flamme tatsächlich so stark
ist, dich abzuschotten, müsste sie auch in der Lage sein ihn zu finden.«
»Was? Das verstehe ich jetzt nicht!«, antwortete ich. Tassi
begann das Wasser um sich herum zu kontrollieren und bewegte es auf mich zu. Sie umhüllte mich mit einem Wasserkreis, dann sagte sie: »Ich weiß von König Dakoon, das die innere Flamme genauso bewegt werden
kann wie das Wasser. Da das Feuer dem Wasser doch ähnelt. Es kann sanft und in schwingenden Bewegungen oder stark und lodernd sein. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann müsstest du deine Flamme durch deine Gedanken und mit der Hilfe meines fließenden Wassers soweit kontrollieren können, dass wir Marces erreichen können oder zumindest sehen. Aber das ist nur Theorie.«, fügte sie schmunzelnd an. Ich war zunächst sehr skeptisch. Wie sollte das denn funktionieren? Aber in ihrem Wasserballon gehüllt
verstummten alle anderen Einflüsse um mich herum. Es war noch nie so still. Ich holte tief Luft und konzentrierte mich auf meine Energie. Tassi kam nun ebenso in die Blase. Ich verwandelte mich und legte die Hände übereinander. Genauso wie sie es mir zeigte. Dann erfüllte ich meine Hände mit meinem Feuer. »Nun schließ die Augen und konzentriere dich auf Marces. Du musst denken und fühlen, dass du deine Flamme zu ihm sendest.«, erklärte mir Tassi und ich folgte ihren Anweisungen. Ich dachte an Marces. An
unser Haus. Aber nichts passierte. Ich schüttelte den Kopf: »Das klappt nicht!« Daraufhin legte Tassi ihre Hände auf meine. Ich versuchte es erneut. Und plötzlich, passierte etwas: Erst sah ich nur einen weißen Schatten.
Dann einen hellen Raum. Schließlich stand ich in Marces Arbeitszimmer. Das war unglaublich. Als wäre ich tatsächlich dort.
»Er ist nicht da.«, sagte ich zu Tassi.
»Schade. Aber es hat geklappt. Vielleicht können wir wenigsten eine Energie oder etwas hilfreiches aufschnappen.« antwortete sie.
Ich lief durch Marces Arbeitszimmer zu seinem Schreibtisch und berührte ihn. Oh Marces, wo bist du nur. Als ich seinen Stift berührte, passierte etwas. Ein
grelles Licht erhellte den Raum. Dann konnte ich ganz verschwommen in schwarz-weiß Danny und Marces sehen. »Was ist das?«, fragte ich Tassi.
»Die Zukunft oder die Vergangenheit! Ich weiß es nicht!«, antwortete sie etwas verstört: »Aber ich spüre eine Menge Energie!« Ich ließ den Stift nicht los. Es lag auf einmal so viel Wut im Raum. Ich konnte Danny sagen hören: »Ich
werde Cara und Niel zurückholen, wenn du uns die Möglichkeit gibst uns bei einem Konzil zu erklären. Wir schätzen, dass Gericht und deine Meinung. Aber wir sind überzeugt, dass ihr alle voreingenommen seid.« Marces lachte laut los. Dann schüttelte er den Kopf: »Du hast keine Ahnung, wie sauer Garushin ist. Du hast keine Ahnung, was für ein Druck auf mir lastet wegen dieser
bescheuerten Aktion von euch. Und dann wagst du es auch noch hierherzukommen und mir damit zu drohen, dass ich Cara nie wiedersehe, wenn ich dir nicht helfe.«
»Das ist die Vergangenheit!«, sagte ich zu Tassi: »Ich weiß von diesem Gespräch. Aber ich hätte nie gedacht, dass Marces so voller Hass und Wut sein kann.« Tassi nahm ihre Hände wieder von meinen und alles um uns verschwand: »Tut mir leid! Ich musste es beenden!« Sie keuchte: »Das ist zu viel negative Energie für mich!« »Danke!«, sagte ich zu ihr: »Danke für die Erfahrung!« Tassi schmunzelte. Sie verließ die Wasserblase und
tauchte in den See. Ihre Blase jedoch blieb. Ich war nun ganz allein mit meinen Gedanken. Diese Wut von Marces machte mir Angst. Er war immer so ausgeglichen gewesen. Hatte ich ihn verändert? Hatte meine Flucht ihn
dazu gemacht?
Tamilia brachte mich deshalb zurück in den Vorraum. Dort durfte ich mich endlich zurückverwandeln und mein Kleid wieder anziehen. Garushin ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war ich bekleidet, stand er schon neben mir im Raum. »Nimm ihr die Handschellen ab und dann lass uns allein!«, sagte er zu seiner Tochter, die seiner Anweisung sofort folge leistete. Ich rieb mir die Handgelenke, als sie mir die Handschellen abgenommen hatte. Sie
schmerzten. Nachdem Tamilia den Raum verlasen hatte und wir allein waren, lief Garushin um mich herum. Er musterte mich: »So außergewöhnlich siehst du gar nicht aus. Aber Marces hat einen Narren an dir gefressen. Du kannst froh sein, dass er uns bisher so gute Dienste
geleistet hat. Interessant dein Wunsch lieber bei Daamien zu sein anstatt bei Marces. Woher der plötzliche Sinneswandel?« Ich sah ihn nicht an. Er machte mir Angst. Seine gesamte Mimik und Gestik war geprägt von Zorn und Wut.
»Ich will lernen. Marces lenkt mich nur ab. Unsere Liebe hat dazu geführt, dass er mir zu viel hat durchgehen lassen.«, antwortete ich, ohne wirklich zu wissen, ob das klug war oder nicht.
»Und deshalb willst du zu Daamien. Schade1«, er trat an mich heran und fuhr mit seiner kalten Hand über meine Haare: »Du hättest dir auch wünschen können, bei mir zu bleiben. Das käme doch auf dasselbe hinaus.«
Ich zuckte zusammen und versuchte mich aus seiner Berührung zu lösen. Garushin ergriff daraufhin mein Handgelenk. Er drückte fest zu.
»Aua.«, flüsterte ich.
»Lass dir eins gesagt sein. Entweder unterwirfst du dich meiner Macht oder du landest neben Zephus im Kerker. Habe ich mich klar ausgedrückt!«, erklärte er mir mit einem durchdringenden Blick.
»Ja.«, antwortete ich kurz.
Dann ließ er mich wieder los und verließ den Raum.
»Eins noch!«, sagte er im Gehen: »Ich werde darüber nachdenken, ob ich dich behalte oder an Marces zurückgebe. Aber Daamien kriegt dich nicht.«
Einen Augenblick später trat Marces ins Zimmer.
»Lass mich einen Moment mit ihr allein!«, sagte er zu Gilion, während dieser nickend den Raum verließ. Ich sah Marces erschrocken an. Was konnte er wollen? Jetzt in diesem Moment. Ich versuchte an seiner Mimik zu
erkennen, wie es ihm ging. Aber sie war starr und kühl. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Marces musterte mich ebenfalls. Es schien im schwerer zu fallen als sonst herauszufinden, was ich dachte. Ich spürte wie er mich
mit seinen Gedanken abtastete. Wie er versuchte meine Gefühle zu beeinflussen. Diese einhüllende Liebe kam mir immer mehr vor wie ein Schleier, der mich bei ihm und damit von der Welt fernhalten sollte.
»Guten Morgen!«, sagte ich schließlich zu ihm und lief
ihm entgegen. Marces trat zu mir und gab mir einen Kuss auf den
Mund. Ich ließ es geschehen. »Guten Morgen. Ich wollte sehen, wie es dir geht. Keine Sorge. Sie werden dich mögen. Dir wird nichts
geschehen.«, sagte er zu mir, als er seine Lippen von meinen löste.
»Und wenn nicht?«, dabei blickte ich zur Tür, die zum Versammlungsraum führte. Marces trat einen Schritt zurück und sagte mit sichtlich
überzeugter Miene: »Das wird nicht passieren. Ich sorge schon dafür.«
»Was meinst du damit? Was würde passieren, wenn du
keinen Einfluss darauf nimmst?«, hakte ich nach. Was hatte er getan? Marces grummelte etwas, was ich nicht verstand. Dann lief er ein Stück durch den Raum: »Hören wir auf Spielchen zu spielen. Das macht mich müde.«
Er blieb am anderen Ende des Raumes stehen und sah
mich mit finsterem Blick an: »Wir wissen beide, dass du gestern anwesend warst und ich bin nicht dumm. Niels Reaktion als ich vor ihn trat, galt nicht mir sondern dir. Als du vorletzte Nacht bei mir warst und mich berührt
hast, konnte ich dich sehen. Nicht komplett aber deine Konturen schimmerten silbern auf. Das wusstest du vielleicht noch nicht. Ich nehme an, dass du die Gabe erst kürzlich entdeckt hast. Ich kenne das bereits von einem
anderen Drachen. Nun ja du musst eben noch lernen. Dasselbe passierte gestern übrigens auch. In dem Moment, wo ihr eure Hände auf Niels Schultern gelegt habt und in jenem, wo er deine Hand berührte. Ihr könnt
von Glück sagen, dass alle anderen so in ihre Diskussionen vertieft waren, dass keiner etwas bemerkt hat. Ich weiß nicht, was du an ihm findest. Aber das ist mir auch vollkommen gleich. Du gehörst mir und deshalb werde ich dich hier rausholen. Was mit ihm passiert, sollen die anderen entscheiden.«
Mein Herz raste vor Wut. Wie konnte er so grausam sein?
»Damit sie mich nicht zu Zephus und Udara sperren? Hast du das damit gemeint?«, warf ich ihm zornig vor. Marces machte eine abwinkende Handbewegung: »Sie sind eine Bedrohung und selbst Schuld an ihrem
Schicksal.« »Du bist ein Monster!«, erwiderte ich aufgebracht.
Was willst du?, fragte ich ihn. Und er rief mir zu. Komm zu mir! Heirate mich!
Ich zögerte. Starrte ihn und die Gäste an. Wollte ich das wirklich? Meine Hände streiften dabei unabsichtlich über meine Kleidung. Ich schrak zusammen, dann blickte ich an mir runter. Ich trug kein Kleid. Ich trug meine Schuppen – Ich war ich. Marces rief abermals nach mir. Aber ich reagierte nicht. Ich hatte die Wahl in einem Traum zu verharren oder in der Wirklichkeit neue Wege zu gehen. Traum oder Wirklichkeit? Was sollte ich wählen?
Obwohl ich immer noch ein wenig fröstelte. Er streichelte mir daraufhin sanft über den Arm. Damit mir wärmer würde. Ich sah ihn an und blickte ihm tief in die Augen. Eigentlich wollte ich nur noch einmal Danke sagen. Aber seine braunen, strahlenden Augen ließen mich verstummen. Mein Herz schlug plötzlich schneller. Eine unglaubliche Wärme machte sich in mir breit. Mein Körper heizte sich auf. Ich hatte das Gefühl, als würde ich verbrennen. Was war das? Dieses Gefühl war so stechend, fast schmerzhaft. Es war nicht dieselbe Wärme, die stets von Marces ausging. Nicht die lodernde Flamme,
die mich einfing. Nein. Diese Flamme entbrannte in meinem Herzen. Wie ein Fieberschub, der sich in einem ausbreitet und einem mit einem sanften Nebelschleier umhüllt. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich auf einmal
alles um mich herum spüren. Seinen Atem auf meiner Haut. Jeden Luftzug der an mir vorbeihuschte. Und dann ist da plötzlich ein Moment zwischen den Fieberschüben in dem alles klar erscheint. In dem man das Gefühl hat die Wahrheit greifen zu können. Die Schmetterlinge die um einen fliegen sehen zu können. Sein schlagendes Herz auf seiner Hand spüren zu können. Ich vermochte nichts zu sagen. Was sollte ich auch? Ich schloss die Augen und
lauschte in den Wald, versuchte mich abzulenken und wieder klarer zu denken. Aber ich hörte nur unsere Herzen, wie sie langsam im gleichen Takt vor sich hin schlugen. Leise und sanft. Ich schmunzelte ein wenig.
Solch eine Harmonie. Ich fühlte mich das erste Mal seit langem wieder geborgen und vollkommen sicher. Als ich die Augen wieder öffnete, war sein Gesicht nur noch eine Handbreit von meinem entfernt. Er sah mich lächelnd
an, während er sich langsam zu mir beugte. Mein Herz raste. Die Flamme loderte heißer und heißer. Er kam
näher und ich spürte wie der Regen anfing auf meiner Haut zu verdampfen. Dann plötzlich ein Gedanke – Küss mich. Nur eine Sekunde lang und auf einmal berührten seine Lippen sanft die meinen. Dieser Geschmack. Diese
vollkommene Harmonie. Als er bemerkte, dass ich seinen Kuss erwiderte, zog er mich fest an sich und ich legte meine Hände auf seine Brust. Er glühte ebenfalls. Sein Verlagen nach mir wuchs mit jedem weiteren Kuss und
jeder Berührung. Seine Küsse wurden immer leidenschaftlicher und schließlich biss er mir sanft in die Lippe. Er wollte und konnte sich nicht mehr
zurückhalten. In jenem Moment war er einfach nur glücklich und ich – Ich konnte mich einfach nicht mehr kontrollieren. Als er seine Lippen wieder von meinen löste, flüsterte er leise: »Ich liebe dich!« Dabei fuhr er mit seiner Hand durch meine Haare. Im gleichen Moment zuckte ich erschrocken zusammen. Was hatte ich getan? Mein Kopf brummte, als mir klar wurde, was passiert war. Das konnte nicht sein. Nein. Ich schüttelte den Kopf. Was war nur los mit mir? Was hatte ich mir dabei gedacht? Was war mit Marces?
Ich löste mich mit einem heftigen Stoß aus seiner Umarmung und lief so schnell ich konnte zurück zum Haus. Ohne mich auch nur einmal umzudrehen. Wie konnte ich nur?, dachte ich bei mir. Wie konnte ich Marces betrügen? Mein Herz raste. Mein Puls war überall auf meinem Körper zu spüren. Das Atmen fiel mir mit jedem Schritt schwerer.
Tassi sprang auf und lief ein Stück übers Wasser: »Lass uns etwas versuchen. Wenn ich Recht habe und deine innere Flamme tatsächlich so stark
ist, dich abzuschotten, müsste sie auch in der Lage sein ihn zu finden.«
»Was? Das verstehe ich jetzt nicht!«, antwortete ich. Tassi
begann das Wasser um sich herum zu kontrollieren und bewegte es auf mich zu. Sie umhüllte mich mit einem Wasserkreis, dann sagte sie: »Ich weiß von König Dakoon, das die innere Flamme genauso bewegt werden
kann wie das Wasser. Da das Feuer dem Wasser doch ähnelt. Es kann sanft und in schwingenden Bewegungen oder stark und lodernd sein. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann müsstest du deine Flamme durch deine Gedanken und mit der Hilfe meines fließenden Wassers soweit kontrollieren können, dass wir Marces erreichen können oder zumindest sehen. Aber das ist nur Theorie.«, fügte sie schmunzelnd an. Ich war zunächst sehr skeptisch. Wie sollte das denn funktionieren? Aber in ihrem Wasserballon gehüllt
verstummten alle anderen Einflüsse um mich herum. Es war noch nie so still. Ich holte tief Luft und konzentrierte mich auf meine Energie. Tassi kam nun ebenso in die Blase. Ich verwandelte mich und legte die Hände übereinander. Genauso wie sie es mir zeigte. Dann erfüllte ich meine Hände mit meinem Feuer. »Nun schließ die Augen und konzentriere dich auf Marces. Du musst denken und fühlen, dass du deine Flamme zu ihm sendest.«, erklärte mir Tassi und ich folgte ihren Anweisungen. Ich dachte an Marces. An
unser Haus. Aber nichts passierte. Ich schüttelte den Kopf: »Das klappt nicht!« Daraufhin legte Tassi ihre Hände auf meine. Ich versuchte es erneut. Und plötzlich, passierte etwas: Erst sah ich nur einen weißen Schatten.
Dann einen hellen Raum. Schließlich stand ich in Marces Arbeitszimmer. Das war unglaublich. Als wäre ich tatsächlich dort.
»Er ist nicht da.«, sagte ich zu Tassi.
»Schade. Aber es hat geklappt. Vielleicht können wir wenigsten eine Energie oder etwas hilfreiches aufschnappen.« antwortete sie.
Ich lief durch Marces Arbeitszimmer zu seinem Schreibtisch und berührte ihn. Oh Marces, wo bist du nur. Als ich seinen Stift berührte, passierte etwas. Ein
grelles Licht erhellte den Raum. Dann konnte ich ganz verschwommen in schwarz-weiß Danny und Marces sehen. »Was ist das?«, fragte ich Tassi.
»Die Zukunft oder die Vergangenheit! Ich weiß es nicht!«, antwortete sie etwas verstört: »Aber ich spüre eine Menge Energie!« Ich ließ den Stift nicht los. Es lag auf einmal so viel Wut im Raum. Ich konnte Danny sagen hören: »Ich
werde Cara und Niel zurückholen, wenn du uns die Möglichkeit gibst uns bei einem Konzil zu erklären. Wir schätzen, dass Gericht und deine Meinung. Aber wir sind überzeugt, dass ihr alle voreingenommen seid.« Marces lachte laut los. Dann schüttelte er den Kopf: »Du hast keine Ahnung, wie sauer Garushin ist. Du hast keine Ahnung, was für ein Druck auf mir lastet wegen dieser
bescheuerten Aktion von euch. Und dann wagst du es auch noch hierherzukommen und mir damit zu drohen, dass ich Cara nie wiedersehe, wenn ich dir nicht helfe.«
»Das ist die Vergangenheit!«, sagte ich zu Tassi: »Ich weiß von diesem Gespräch. Aber ich hätte nie gedacht, dass Marces so voller Hass und Wut sein kann.« Tassi nahm ihre Hände wieder von meinen und alles um uns verschwand: »Tut mir leid! Ich musste es beenden!« Sie keuchte: »Das ist zu viel negative Energie für mich!« »Danke!«, sagte ich zu ihr: »Danke für die Erfahrung!« Tassi schmunzelte. Sie verließ die Wasserblase und
tauchte in den See. Ihre Blase jedoch blieb. Ich war nun ganz allein mit meinen Gedanken. Diese Wut von Marces machte mir Angst. Er war immer so ausgeglichen gewesen. Hatte ich ihn verändert? Hatte meine Flucht ihn
dazu gemacht?
Tamilia brachte mich deshalb zurück in den Vorraum. Dort durfte ich mich endlich zurückverwandeln und mein Kleid wieder anziehen. Garushin ließ nicht lange auf sich warten. Kaum war ich bekleidet, stand er schon neben mir im Raum. »Nimm ihr die Handschellen ab und dann lass uns allein!«, sagte er zu seiner Tochter, die seiner Anweisung sofort folge leistete. Ich rieb mir die Handgelenke, als sie mir die Handschellen abgenommen hatte. Sie
schmerzten. Nachdem Tamilia den Raum verlasen hatte und wir allein waren, lief Garushin um mich herum. Er musterte mich: »So außergewöhnlich siehst du gar nicht aus. Aber Marces hat einen Narren an dir gefressen. Du kannst froh sein, dass er uns bisher so gute Dienste
geleistet hat. Interessant dein Wunsch lieber bei Daamien zu sein anstatt bei Marces. Woher der plötzliche Sinneswandel?« Ich sah ihn nicht an. Er machte mir Angst. Seine gesamte Mimik und Gestik war geprägt von Zorn und Wut.
»Ich will lernen. Marces lenkt mich nur ab. Unsere Liebe hat dazu geführt, dass er mir zu viel hat durchgehen lassen.«, antwortete ich, ohne wirklich zu wissen, ob das klug war oder nicht.
»Und deshalb willst du zu Daamien. Schade1«, er trat an mich heran und fuhr mit seiner kalten Hand über meine Haare: »Du hättest dir auch wünschen können, bei mir zu bleiben. Das käme doch auf dasselbe hinaus.«
Ich zuckte zusammen und versuchte mich aus seiner Berührung zu lösen. Garushin ergriff daraufhin mein Handgelenk. Er drückte fest zu.
»Aua.«, flüsterte ich.
»Lass dir eins gesagt sein. Entweder unterwirfst du dich meiner Macht oder du landest neben Zephus im Kerker. Habe ich mich klar ausgedrückt!«, erklärte er mir mit einem durchdringenden Blick.
»Ja.«, antwortete ich kurz.
Dann ließ er mich wieder los und verließ den Raum.
»Eins noch!«, sagte er im Gehen: »Ich werde darüber nachdenken, ob ich dich behalte oder an Marces zurückgebe. Aber Daamien kriegt dich nicht.«
Einen Augenblick später trat Marces ins Zimmer.
»Lass mich einen Moment mit ihr allein!«, sagte er zu Gilion, während dieser nickend den Raum verließ. Ich sah Marces erschrocken an. Was konnte er wollen? Jetzt in diesem Moment. Ich versuchte an seiner Mimik zu
erkennen, wie es ihm ging. Aber sie war starr und kühl. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Marces musterte mich ebenfalls. Es schien im schwerer zu fallen als sonst herauszufinden, was ich dachte. Ich spürte wie er mich
mit seinen Gedanken abtastete. Wie er versuchte meine Gefühle zu beeinflussen. Diese einhüllende Liebe kam mir immer mehr vor wie ein Schleier, der mich bei ihm und damit von der Welt fernhalten sollte.
»Guten Morgen!«, sagte ich schließlich zu ihm und lief
ihm entgegen. Marces trat zu mir und gab mir einen Kuss auf den
Mund. Ich ließ es geschehen. »Guten Morgen. Ich wollte sehen, wie es dir geht. Keine Sorge. Sie werden dich mögen. Dir wird nichts
geschehen.«, sagte er zu mir, als er seine Lippen von meinen löste.
»Und wenn nicht?«, dabei blickte ich zur Tür, die zum Versammlungsraum führte. Marces trat einen Schritt zurück und sagte mit sichtlich
überzeugter Miene: »Das wird nicht passieren. Ich sorge schon dafür.«
»Was meinst du damit? Was würde passieren, wenn du
keinen Einfluss darauf nimmst?«, hakte ich nach. Was hatte er getan? Marces grummelte etwas, was ich nicht verstand. Dann lief er ein Stück durch den Raum: »Hören wir auf Spielchen zu spielen. Das macht mich müde.«
Er blieb am anderen Ende des Raumes stehen und sah
mich mit finsterem Blick an: »Wir wissen beide, dass du gestern anwesend warst und ich bin nicht dumm. Niels Reaktion als ich vor ihn trat, galt nicht mir sondern dir. Als du vorletzte Nacht bei mir warst und mich berührt
hast, konnte ich dich sehen. Nicht komplett aber deine Konturen schimmerten silbern auf. Das wusstest du vielleicht noch nicht. Ich nehme an, dass du die Gabe erst kürzlich entdeckt hast. Ich kenne das bereits von einem
anderen Drachen. Nun ja du musst eben noch lernen. Dasselbe passierte gestern übrigens auch. In dem Moment, wo ihr eure Hände auf Niels Schultern gelegt habt und in jenem, wo er deine Hand berührte. Ihr könnt
von Glück sagen, dass alle anderen so in ihre Diskussionen vertieft waren, dass keiner etwas bemerkt hat. Ich weiß nicht, was du an ihm findest. Aber das ist mir auch vollkommen gleich. Du gehörst mir und deshalb werde ich dich hier rausholen. Was mit ihm passiert, sollen die anderen entscheiden.«
Mein Herz raste vor Wut. Wie konnte er so grausam sein?
»Damit sie mich nicht zu Zephus und Udara sperren? Hast du das damit gemeint?«, warf ich ihm zornig vor. Marces machte eine abwinkende Handbewegung: »Sie sind eine Bedrohung und selbst Schuld an ihrem
Schicksal.« »Du bist ein Monster!«, erwiderte ich aufgebracht.